Automotive
Cluster
Ostdeutsch­land

Instrumente für erfolgreiches Azubimarketing

Die Sicherung von Fachkräften bleibt auch zukünftig eine zentrale Herausforderung in Mitteldeutschland. Denn die Bewerberzahlen für Ausbildungsplätze sinken in fast allen Ausbildungsberufen in den letzten Jahren beständig. Immer mehr Regionen werden von einem Mangel an dual ausgebildeten Fachkräften erfasst.

Im JOBSTARTER plus Projekt "Kompetenzcluster Aus- und Weiterbildung" entwickelte das ACOD Team geeignete Lösungsansätze und Instrumente, um Unternehmen bei der Entwicklung ihrer unternehmensspezifischen Azubi-Recruiting-Strategien zu unterstützen. Entstanden sind während der dreijährigen Projektlaufzeit 10 Instrumente in drei Bereichen. Die Instrumente aus dem Bereich (1) Ausbildungsmarketing und (2) Technologiescouting wurden zum Bereich
(3) Technologieorientiertes Azubimarketing verschmolzen.

Die Instrumente "Berufswahlfahrplan" und "Elternarbeit"

Der Wettstreit um die besten Köpfe macht es zunehmend erforderlich, Kinder und Jugendliche frühzeitig direkt und persönlich über die angebotenen Ausbildungsberufe und den eigenen Ausbildungsbetrieb zu informieren, mit dem Ziel, ihr Interesse zu wecken und sie für eine Ausbildung im eigenen Unternehmen zu gewinnen. Dabei spielt der Aufbau und die regelmäßige Pflege von regionalen Schulkooperationen eine entscheidende Rolle. Bereits ab Klasse 7 beginnt in den Schulen ein systematischer Berufsorientierungsprozess, der viele Anknüpfungspunkte für eine konstruktive und nachhaltige Zusammenarbeit mit Unternehmen bietet.

Welche schulischen Aktivitäten im Bereich der Berufsorientierung bieten mir Anknüpfungspunkte und Kooperationsmöglichkeiten? Diese Frage stellen sich aktuell viele Automobilzulieferer aus Mitteldeutschland, die bereit sind, stärkere Kooperationen mit Schulen einzugehen, um ihren Nachwuchskräftebedarf zu sichern.

Der ACOD hat "Berufswahlfahrpläne" im Rahmen seines Projekts "Kompetenzcluster Aus- und Weiterbildung" entwickelt. Damit unterstützen wir KMU, die ihren Austausch mit allgemeinbildenden Schulen in der Region intensivieren wollen.

Im Zuge der Erarbeitung der Berufswahlfahrpläne wurden die Lehrpläne der allgemeinbildenden Schulen analysiert und berufsorientierungsrelevante Unterrichtsfächer identifiziert. Daraus wurden konkrete Anknüpfungspunkte für unternehmensspezifische Aktivitäten im Bereich des Ausbildungsmarketings abgeleitet und im Berufswahlfahrplan zusammengefasst. Dieser ermöglicht den Unternehmen der Automobilhersteller- und Zulieferindustrie eine praxisnahe Ausgestaltung der angestrebten Schulkooperation.

Der Berufswahlfahrplan wurde für sächsische Mittelschulen, für sachsen-anhaltinische Sekundarschulen und für Thüringer Regelschulen entwickelt. Die Darstellung erfolgt in Anlehnung an den Berufswahlfahrplan für Schülerinnen und Schüler der Agentur für Arbeit, um die Aktivitäten beider Seiten – Schule und Wirtschaft – zu harmonisieren.

Berufswahlfahrplan Sachsen (Datei)

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Berufswahlfahrplan Sachsen-Anhalt (Datei)

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Berufswahlfahrplan Thüringen (Datei)

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Für sächsische Unternehmen bietet beispielsweise das Unterrichtsfach Wirtschaft-Technik-Hauswirtschaft (WTH) an den Mittelschulen sehr hohes Anknüpfungspotenzial. Ab Klasse 7 gibt es dort wiederkehrende berufsorientierungsrelevante Bezüge, z.B. "Erkennen der Lebens- & Arbeitswelt", "Betriebserkundung" oder "Bedingungen der Arbeitswelt".

Aber auch die aktive Mitgestaltung von Unterrichtseinheiten in den Fachbereichen Physik, Chemie, Mathematik oder Informatik ist - neben klassischen Formen der Zusammenarbeit wie Betriebserkundungen, Vergabe von Schülerpraktika und Ferienjobs - ein hervorragendes Mittel, um den Schülerinnen und Schülern die Anforderungen der Arbeitswelt näherzubringen. Anschauliche Informationen, Aktionen zum Anfassen und Mitmachen unterstützen dabei, den Ausbildungsberuf erfahrbar und den Ausbildungsbetrieb erlebbar zu machen. Technologierorientierte Experimentierkoffer, Lernbausätze oder unternehmenseigene „Exponate“ sind dafür geeignete Hilfsmittel.

Denkbar ist auch eine ganze Reihe weiterer Kooperationsformen, durch die Unternehmen in erheblichem Maße profitieren können – und zwar:

  • Lernpatenschaften und Mentoring zur aktiven Unterstützung bei der Berufsorientierung,
  • Unterstützung von Schülerfirmen und Projektgruppen, die sich mit der Bearbeitung technologieorientierter Themen befassen,
  • Teilnahme an Wettbewerben wie beispielsweise „Jugend forscht“ oder der Physik-Olympiade,
  • Facharbeiten,
  • Plan- und Simulationsspiele.

Zudem nutzen viele Schulen den „Berufswahlpass“ als Orientierungshilfe und Systemgeber. Er kann als Bindeglied zwischen schulischen und außerschulischen Lernorten gesehen werden. Ein, über die Schuljahre hinweg, gut geführter Berufswahlpass kann für Ausbildungsbetriebe beim Bewerber-Auswahlprozess durchaus eine wertvolle Hilfe sein.

Die Unternehmensgröße ist für eine langfristige Zusammenarbeit mit einer oder mehreren Schulen nicht entscheidend. In den Schulen bietet sich normalerweise genügend Gestaltungsspielraum, um insbesondere auch auf spezielle Anforderungen und besondere Bedingungen kleiner und mittelständischer Unternehmen eingehen zu können. An jeder Schule gibt es eine Lehrkraft, die federführend für das Thema Berufsorientierung verantwortlich ist. Diese bündelt und organisiert die schulischen Berufsorientierungsmaßnahmen. Eine erste Kontaktaufnahme, beispielsweise im Rahmen des „Tags der offenen Tür“ der Schule bietet sich an, um im Vorfeld in den Dialog über Kooperationsmöglichkeiten zu treten und gleichzeitig den konkreten Nutzen für die Schule aufzuzeigen.

Um Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen professionell zu gestalten und erfolgreich zusammenzuarbeiten, empfiehlt es sich zugunsten von Sicherheit und Transparenz, die Zusammenarbeit in einem Kooperationsvertrag formal zu begründen. In dieser Vereinbarung lassen sich konkrete Inhalte der Zusammenarbeit bzw. geplante gemeinsame Aktivitäten, Zuständigkeiten, einzusetzende Ressourcen und vereinbarte Ziele festhalten.

Neben der Hauptzielgruppe Schüler erreichen Unternehmen an den Schulen gleichzeitig weitere wichtige Multiplikatoren, die ebenfalls als Partner am Übergang Schule-Wirtschaft agieren und in die Azubimarketing-Überlegungen einbezogen werden sollten: Lehrer/innen, Eltern (siehe auch Übersicht "Elternarbeit"), Berufsberater/innen der Agentur für Arbeit, Berufseinstiegsbegleiter/innen.

Elternarbeit (Datei)

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Eine langfristige, systematische Zusammenarbeit mit Schulen ist also der Schlüssel für die Professionalisierung des unternehmerischen Recruitings von Azubis. Denn die Schule ist der Ort, an dem die meisten Schülerinnen und Schüler zusammen erreicht werden können. Ein frühzeitiges Interaktionsmanagement mit der Zielgruppe, d.h. abgestimmte, aufeinander aufbauende Aktivitäten mit den einzelnen Jahrgängen, führt zu mehr Recruitingerfolg. Dabei eigenen sich nicht nur allgemeinbildende Schulen für eine Zusammenarbeit. Auch die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums an den Berufsbildenden Schulen und der Berufsvorbereitungsklassen BVJ und BGJ stellen eine potenzielle Bewerbergruppe für das Unternehmen dar.

 

 

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